Linsenmaterialien
Intraokularlinsen werden aus Kunststoff hergestellt, z. B. verschiedene Acrylate oder Silikone. Ihr optisch wirksamer Teil, die Optik, hat einen Durchmesser von etwa 6 mm. Es gibt einteilige und dreiteilige Linsen – je nachdem bestehen die Haptiken aus dem gleichen oder einem anderen Materail. Die Form der Haptiken sorgt für einen sicheren Sitz im Auge. Heutzutage werden meist Intraokularlinsen als weiche Linsen gerollt oder gefaltet implantiert und bestehen daher aus einem flexiblen Material.
Acrylate
Acryllinsen sind Linsen, die aus den Estern der Acrylsäure oder der Methacrylsäure synthetisiert wurden. Der Methylester der Methacrylsäure, das Methacrylat, wird nach vollständiger Polymerisation, zum Polymethylmethacrylat, dem PMMA (landläufig auch Plexiglas genannt). Dieses dient als Ausgangsstoff für die Herstellung von PMMA-Intraokularlinsen. PMMA-Intraokularlinsen sind nicht faltbar.
PMMA
PMMA ist ein leichtes Polymer mit einem spezifischen Gewicht von ca. 1,19. Der Brechungsindex beträgt 1,49. PMMA ist jenseits von 100 Grad plastisch verformbar und diese Verformung ist thermisch reversibel. Bei Temperaturen ab 140 Grad beginnt es zu schmelzen. IOL aus PMMA können mit verschiedenen Bügeln oder Zentrierungsvorrichtungen (Haptiken) ausgestattet sein. Bei einteiligen Linsen besteht die Optik und die Haptik aus dem selben Material. Bei dreiteiligen Linsen sind die Haptiken gesondert gefertigt. Der Optikdurchmesser bei PMMA-Linsen schwankt zwischen 4,5 und 7 mm. Wobei größere Linsen eine Dezentrierung eher tolerieren.
Für PMMA-Linsen gibt es langjährige Erfahrung mit dem Linsenmaterial. Sie werden allgemein gut vertragen und die Komplikationsrate aufgrund des Materials kann als niedrig eingestuft werden.
Da PMMA aber bei Normaltemperatur ein eher starres Material ist, muss der Operationsschnitt auf jeden Fall die Größe des Durchmessers der Linse haben. Kleinere Schnitte erfordern daher den Einsatz faltbarer IOL-Materialien. Die werden entweder mit der Faltpinzette oder heute vorwiegend durch Injektor-Systeme implantiert.
Vorteile der PMMA-Linse:
- jahrzehntelange Erfahrungen
- relativ inerte Oberfläche
Nachteile der PMMA-Linse:
- große Inzision (Schnitt in das Auge) notwendig
- induzierter Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)
- längere Wundheilung
Acryl
Das Material für faltbare Acryllinsen wird bei einer quervernetzenden Polymerisation von Acrylsäure und Methacrylsäure gewonnen. Dabei verleiht die Quervernetzung dem Material seine elastischen Eigenschaften und gibt die dreidimensionale Stabilität.
Bei der Entwicklung von faltbaren Acryllinsen, lag der Fokus darauf, die positiven Eigenschaften des PMMA auf eine faltbare Linse zu transferieren. Man unterscheidet bei den Acryllinsenzwischen hydrophoben (wasserabweisenden) und in hydrophilen (wasserliebenden) Acryllinsen.
Eine der kritischen Eigenschaften von Acryl ist, dass sich dessen Polymerstruktur verändert, wenn die Linse bei niedrigen Temperaturen gefaltet wird. Die Maßzahl, die diese Materialeigenschaft beschreibt, ist die Glasübergangstemperatur (Tg). Acryllinsen, die eine hohe Glasübergangstemperatur besitzen, müssen vor der Faltung in einem kühlen Operationssaal zunächst angewärmt werden. Bei zu niedrigen Temperaturen würde die Linse sonst bei der Implantation beschädigt.
Silikon
Unter Silikon versteht man ein synthetisches Polymer, welches die allgemeine Struktur eines Polyorganosiloxans hat. Ein Organosiloxan enthält sich regelmäßig wiederholende Si-O Bindungen. Diese bilden das Grundgerüst des Polymers, welches bei allen Silikonlinsen gleich ist.
Die Silikonelastomere der 1. Generation waren durch Methylreste gekennzeichnet. Bei Materialien der 2. Generation (z.B. Polydimethyldiphenylsiloxan) wurden die Methylgruppen teilweise durch Vinylgruppen ersetzt.
Silikonlinsen besitzen gegenüber starren Linsen aus PMMA einen entscheidenden Vorteil: Sie sind faltbar. Dies ermöglicht die Implantation der IOL durch kleinste Schnitte. Als besonders hilfreich haben sich für die Implantation Injektorsysteme erwiesen. Die sterile Kartusche reduziert das Infektionsrisiko und benötigt keine Schnitterweiterungen.
Silikonlinsen entfalten sich im Auge allerdings nicht so langsam und kontrolliert wie faltbare Acryllinsen. Deshalb werden sie heute nicht mehr so häufig verwendet.
Was zahlt die Krankenkasse?
Grundsätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer Katarakt-Operation, wenn der Arzt seinen Patienten Standardlinsen implantiert, so genannte monofokale Intraokularlinsen. Zusätzlich zu diesen Linsen gibt es aber solche mit erweiterten Funktionen (z. B. Multifokallinsen), die zum Beispiel eine weitestgehende Unabhängigkeit von der Brille ermöglichen können.
Inzwischen gilt – ähnlich wie bei Zahnärzten – in vielen Bundesländern auch für die Katarakt-Operation die Mehrkostenregelung. D. h. die Operation ist eine Kassenleistung. Es werden auch die Kosten für eine Standardlinse übernommen. Als Patient müssen Sie jedoch die Mehrkosten für die Premiumlinse bezahlen sowie die Kosten für zusätzliche Vor- und Nachuntersuchungen, die bei der Implantation einer Premiumlinse erforderlich sind, übernehmen.
Bisher sind diese Regelungen von Bundesland zu Bundesland und auch von Kasse zu Kasse verschieden und befinden sich auch in einem Entwicklungsprozess.
Daher sollten Sie beim Wunsch nach einer Premium-Intraokularlinse statt einer monofokalen in Absprache mit Ihrem Augenarzt mit Ihrer Kasse über die Möglichkeiten einer Erstattung sprechen. Ihr Arzt kann Ihnen dazu einen individuellen Kostenvoranschlag unterbreiten, den Sie bei Ihrer Kasse einreichen können.