Geschichte der Katarakt
Die Kataraktchirurgie ist eine medizinische Disziplin mit langer Tradition. Der Name „Harold Ridley“ ist Augenchirurgen aus aller Welt ein Begriff. Seine Entdeckung, dass Plexiglasfragmente keine schädigenden Reaktionen in den Augen von Piloten aus dem 2. Weltkrieg hervorriefen, hat die Kataraktchirurgie revolutioniert.
Weniger bekannt hingegen sind die historischen Erkenntnisse aus der Zeit vor Christus. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle auf diese faszinierende Zeit detailliert eingegangen werden.
Augenheilkunde im alten Ägypten (2400 v. Chr.)
Es ist bekannt, dass die Fähigkeiten der Mediziner im alten Ägypten bemerkenswert waren. Wie aber sind die Kenntnisse über die Katarakt einzuordnen?
Der erste in der Geschichtsschreibung bekannte Ophthalmologe war „Iry„, ein königlicher Oculist, der während der sechsten ägyptischen Dynastie lebte (2400 v.Ch.). Ein Abbild von ihm wurde in der Nähe der Cheopspyramiden gefunden. Aus dieser Zeit gibt es keine Informationen zur Katarakt.
Edwin Smith Surgical Papyrus (1700 v. Chr.)
Ein weiteres historisches Dokument aus dieser Zeit ist das Edwin Smith Surgical Papyrus. Es wurde ca. 1700 v. Chr. geschrieben. Viele der dort dokumentierten Erkenntnisse basieren auf Schriften des alten Königreichs (2640 v.Ch.) – der Zeit Imhotep's.
Das Edwin Smith Surgical Papyrus liegt in der Bücherei der New Yorker Akademie der Medizin aus und enthält unter anderem Informationen über Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts.
Ebers Papyrus (1500 v. Chr.)
Das Ebers Papyrus (ca.1500 v. Chr.) ist wesentlich umfangreicher als das Smith Surgical Papyrus. Es dokumentiert eine Fülle ophthalmologischer Erfahrungen, die nur durch jahrelange ophthalmologische Beobachtungen und empirische Versuche gewonnen werden konnten.
In diesem Papyrus wird ein ganzes Kapitel den Erkrankungen des Auges gewidmet. Es erscheint hauptsächlich pharmakologisch orientiert und gibt Ratschläge über Behandlungsmethoden. Es werden allerdings auch einige anatomische Angaben gemacht.
So zum Beispiel wurde festgestellt, dass vier Adern aus der Schläfengegend das Auge mit Blut versorgen. Es werden viele Erkrankungen des Auges beschrieben und Vorschläge zur Behandlungen aufgezeigt. Auf chirurgischen Eingriffe zur Behandlung der Katarakt gibt es allerdings keine Hinweise.
Grauer Star im alten Ägypten (? v. Chr.)
Es erscheint sonderbar, dass trotz der hohen Entwicklung der ägyptischen Medizin zu dieser Zeit und der Tatsache, dass Operationen an anderen Körperregionen als bewiesen gelten, keine kataraktchirurgischen Eingriffe beschrieben wurden. Einige Medizinhistoriker sagen demzufolge aus, dass es keine Eingriffe zur Behandlung der Katarakt gab. Man kann sicherlich trefflich darüber diskutieren, ob die Tatsache, dass wir nichts über kataraktchirurgische Eingriffe geschrieben sahen, ausreichend beweist, dass es keine Eingriffe gab. Diese Vorstellung passt nicht zu dem Bild, das wir uns aufgrund von Entdeckungen über diese Kultur gemacht haben.
Die Katarakt als Krankheit war den Ägyptern bekannt. Sie beschrieben einen Zustand, den sie „dunkle Pupille„ oder „das Steigen des Wassers des Auges„ nannten. Salben und Zaubersprüche kamen bei der Behandlung dieser Krankheit – die sicherlich eine Katarakt war – zum Einsatz. Es wird davon ausgegangen, dass die Ägypter nicht alles niederschrieben und vieles als Allgemeinwissen betrachteten. Das Ebers Papyrus selbst ist ein gutes Beispiel dafür, da es nicht alle Krankheiten beschreibt oder beim Namen nennt. Gerade operative Techniken werden kaum beschrieben. Die Frage, ob die alten Ägypter die Katarakt operierten, ist also immer noch als ungeklärt zu betrachten.
Wenn die alten Ägypter allerdings operiert haben, dann müssen sie auch über passende Instrumente verfügt haben. Das Bild zeigt einen Wandausschnitt bei Kom Ombo und stellt einige Operationsinstrumente der damaligen Zeit dar. Das Relief ist das einzige seiner Art aus der damaligen Zeit und daher Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Kataraktchirurgie im alten Babylon und Indien (500 v. Chr.)
Die ersten nachgewiesenen Eingriffe (Sanskrit Manuskripte ca. 500 v.Chr.) mit scharfen Instrumenten am Auge wurden von Medizinern des alten Babylon und von Medizinern aus Indien durchgeführt.
Diese Operation wird im englischen Sprachgebrauch auch "Couching" genannt. Dabei wird die Augenlinse mit einem nadelförmigen Gegenstand in den Glaskörper versenkt. Die Linse verblieb also im Auge.
Da damals die hygienischen Voraussetzungen schlecht waren, kam es relativ häufig zu Entzündungen und Erblindungen.
Kataraktchirurgie im Mittelalter (500 n Chr.)
Die Operationstechnik des "Couching" veränderte sich seither nicht wesentlich und wurde im Mittelalter von den so genannten Starstechern praktiziert.
Die folgenden Bilder können einen besseren Eindruck über die damaligen Praktiken vermitteln als jeder Text.
Weitere Daten zur historischen Entwicklung der Kataraktchirurgie
um 1750 |
Tadini, Italien: Idee einer künstlichen Glaslinse |
1766 |
Casaamata, Italien: erster Versuch eine Glaslinse zu implantieren |
29.11.1949 |
Harold Ridley, Großbritannien: erste Implantation einer |
1958 |
Cornelius Binkhorst, Holland: Entwicklung der Iris-Claw-Linse |
1967 |
Charles Kelman, USA: Einführung der Phakoemulsifikation mit Ultraschall |
1990 |
Mike McFarland, USA: |
1991 |
Howard Fine, USA: Erste Clear Cornea Incision |
1984 |
Thomas Neuhann und Howard Gimbel: Einführung der Kapsulorhexis |
1987 |
Einführung der ersten Faltlinse mit FDA–Zulassung |
1997 |
Einführung der ersten faltbaren Multifokallinse mit FDA – Zulassung |